Nehmen Sie das Glas am Stiel und schauen Sie sich zunächst die Farbe des Whiskys/Whiskeys an, dazu halten Sie das Glas vor einem farblich neutralen Hintergrund gegen das Licht. Versuchen Sie dabei die Farbe des Whiskys/Whiskeys zu bestimmen. Zu lapidar wäre den Whisky/Whiskey schlicht als “hell” bzw. “dunkel” zu beschreiben. Begriffe wie strohblond, goldgelb, bernsteinfarben und viele andere Nuancen werden hier fallen. Rückschlüsse auf das verwendete Holz des Fasses und die Lagerung kann man auch aus der Farbe ziehen. Typisch für die Reifung in ehemaligen Bourbon-Fässern sind goldene Farbtöne und für die Reifung in Ex-Sherry-Fässern eine bernsteinfarbene bzw. rötliche Tönung.
Einige Destillerien färben, zu Marketing-Zwecken (das Produkt muss immer gleich aussehen) den Whisky/Whiskey mit Zuckercouleur.
Schwenken Sie nun das Glas in leicht waagrechter Haltung, Sie beobachten wie sich Schlieren innen an der Glaswand bilden, der Whisky bekommt „Beine“ im Englischen „legs“. Dieser Effekt hängt mit der Viskosität (Fließfähigkeit) des Whisky/Whiskey zusammen. Die „legs“ sind bei einem hohen Alkoholanteil ziemlich lang. Je mehr Öle im Whisky/Whiskey, umso länger dauert das Verschwinden dieser Schlieren und zeugt von einem vollen Körper, dem sogenannten Mundgefühl oder englisch „mouth feel“.
Bevor der erste Schluck des Whisky/Whiskey getrunken wird, folgt das „Nosing“, das Riechen am Whisky/Whiskey. Wir verfügen über tausendmal mehr Geschmacks-Rezeptoren in der Nase als auf der Zunge. Führen Sie das Glas zur Nase um vorsichtig Kontakt mit dem Destillat aufzunehmen, denn wer seine Nase tief in das Glas steckt und kräftig die Aromen mit der Nase einzieht, wird nicht viel mehr als den beißenden Alkoholgeruch wahrnehmen. Atmen Sie achtsam ein und dann aus. Schwenken Sie nun das Glas damit der Inhalt kreist und riechen Sie wieder. Sie werden immer mehr und immer neue Aromen wahrnehmen. Sie können das Glas auch mit der Hand abdecken und schütteln, es bilden sich kleine Bläschen im und auf dem Whisky/Whiskey. Zudem können Sie an der Handfläche, die das Glas bedeckt hatte, riechen. Sie werden wieder neue Düfte in Verbindung mit der warmen Haut entdecken.
Um möglichst viele Geruchsimpressionen zuerkennen, sollte man abwechselnd einmal mit dem linken, dann mit dem rechten Nasenloch schnuppern. Die meisten Menschen haben unterschiedlich große Nasenlöcher und je nach Verfassung bzw. Tagesform nimmt man die Aromen unterschiedlich intensiv in den beiden Nasenlöchern wahr.
Jetzt gilt es das Wahrgenommene zu beschreiben. Wichtig: Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“!! Die Spanne bei den Geruchsassoziationen reicht z.B. über erdig, blumig, fruchtig bis hin zu holzig, würzig, rauchig usw. Als Hilfestellung beim Kategorisieren kann man ein Aromarad für Whisky/Whiskey verwenden. Suchen Sie nach passenden Vergleichen und halten Sie sich nicht zurück, notieren Sie, was Ihnen in den Sinn kommt. Sie werden sich wundern, was die einzelnen Tasting-Teilnehmer herausriechen…
Versuchen Sie zwischendurch Ihren Geruchssinn zu neutralisieren und riechen Sie an Ihrer unparfümierten Haut. Danach nehmen Sie erneut Kontakt zum Whisky/Whiskey auf!
Endlich kann man den Whisky/Whiskey kosten! Wenn sich bei Ihnen das Gefühl breit macht, durch das „Nosing“ einen guten Eindruck des Whiskys/Whiskeys erhalten zu haben, dann lassen Sie das Destillat langsam über die Zunge rinnen. Whiskykenner schwören darauf den Whisky/Whiskey zu schlürfen, dadurch wird dieser im Mund mit Sauerstoff verbunden. Sie können das Lebenswasser fast schon kauen. Die unterschiedlichen Geschmacksrezeptoren sitzen an verschiedenen Stellen der Zunge: Vorne – süß, Mitte – salzig und sauer und Hinten – bitter. Sie sollten den Whisky/Whiskey nicht einfach die Kehle runter rinnen lassen. Wenn Sie den Whisky/Whiskey im Mundraum herumspülen, erhöht sich das Geschmackserlebnis beachtlich, denn dann tragen alle Mundbereiche, der Gaumen, die Zunge und die Innenseiten der Lippen zum Hochgenuss bei.
Bevor Sie den Whisky/Whiskey, wie beim „Nosing“ beschreiben, lassen Sie ihn auf sich wirken, probieren Sie ein zweites Mal, riechen sie noch mal. Was können Sie schmecken? Hält der Geschmack, was die Nase versprochen hat, kommen neue Aromen im Mundraum dazu? Welche Nuancen entdecken Sie, Vanille, Zimt oder eher fruchtige Noten. Können Sie das Holz des Fasses herausschmecken oder sehen Sie wie der Torf gestochen wird, der dem Destillat seine rauchige Note verlieh?
Beim Geschmack gilt das gleiche wie beim Duft, auch hier hilft ein Aromarad beim Erkunden der Geschmacksvielfalt.
Reine Geschmackssache ist das Verdünnen des Whisky/Whiskey mit Wasser. Viele professionelle Whiskyliebhaber sind absolute Verfechter, andere lehnen es rigoros ab. Letztlich muss Jeder selber entscheiden.
Einige Grundregeln sind beim Verdünnen zu beachten:
Kein Wasser mit Kohlensäure! Nicht zu kalkhaltiges Leitungswasser bzw. stilles Mineralwasser ist besser dazu geeignet.
Auf keinen Fall tut man Eiswürfel ins Glas, dies verwässert den Whisky/Whiskey und verdünnt ihn nicht.
Whisky/Whiskey mit mehr als 50 Vol.-% (Fassstärke) betäuben oft die Geschmacksrezeptoren und können aufgrund der hohen Vol.-% ihr Aroma- und Geschmackspotential nicht richtig entfalten.
Mit einer Pipette gibt man nach und nach einige Tropfen Wasser hinzu, bis man der Meinung ist alle Aromen haben sich entfaltet. Sie werden feststellen, wie sich einige Tropfen stilles Wasser auf den Geruch und auch den Geschmack auswirken. Riechen bzw. schmecken Sie neue Aromen?
Experimentieren Sie!!!
Viele Whiskykenner sprechen vom „Abgang“, wir finden, dass dies abwertend klingt. Wir sprechen lieber vom „Nachklang“. Auch der Nachklang gehört zum vollständigen Whisky-/Whiskey-Genuss dazu, auch er charakterisiert den Whisky/Whiskey ebenso wie der Duft und der Geschmack. Welchen Eindruck hinterlässt der Nachklang im Mund- und Rachenraum? Brennt er in der Speiseröhre und/oder im Magen? Breitet sich eine angenehme Wärme aus? Hält der Nachklang einige Zeit an oder verfliegt er gleich?
Man sollte seine Geschmacksnerven, bevor der nächste Whisky/Whiskey probiert wird, mit Weißbrot neutralisieren.